Rede von Prof. Dr. Zimmermann: PDF | RTF
Festschrift: Information und Sprache - Beiträge zu Informationswissenschaft, Computerlinguistik, Bibliothekswesen und verwandten Fächern. Herausgegeben von Ilse Harms, Heinz-Dirk Luckhardt und Hans W. Giessen. K.G. Saur Verlag 2006, München. ISBN 359811754X, 290 Seiten. Inhaltsverzeichnis.
Plakat 1 - Studium
Harald Zimmermann absolvierte ein Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität des Saarlandes, wo er unter anderem Lehrveranstaltungen der Professoren Karl-Otto Conrady, Hans Eggers, August Langen, Max Mangold (Germanistik und Sprachwissenschaft) sowie Ludwig Buisson, Rolf Hachmann, Konrad Repgen, Walter Schmitthenner und Stephan Skalweit in den historischen Fächern besuchte. Besonders prägten ihn seine Lehrer Hans Eggers (Mediävistik / Sprachwissenschaft) und August Langen (Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts).
Seit 1962 wirkte er bereits als studentischer Mitarbeiter bei Prof. Dr. Hans Eggers in For-schungsprojekten zur “Maschinellen Analyse von Texten zur deutschen Gegenwartssprache”. Das Sommersemester 1963 verbrachte er an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, kehrte dann wieder an seine Alma Mater Saraviensis zurück und legte 1967 die Wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien in seinen beiden Studienfächern in Verbindung mit dem Paedagogicum und Philosophicum ab.
In der später in der Reihe der Duden-Beiträge publizierten schriftlichen Examensarbeit analy-sierte er “Die Leistung der Satzzeichen. Eine Studie zur Funktion der Zeichensetzung im Deutschen, untersucht am Beispiel der Gegenwartssprache”.
Plakat 2 - Erste wissenschaftliche Lorbeeren und PromotionHarald Zimmermann begann seine wissenschaftliche Laufbahn als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des von Hans Eggers geleiteten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs 100 “Elektronische Sprachforschung” in verschiedenen Projekten zur “Automatischen Syntaktischen Analyse deutscher Sätze” sowie – dann bereits als Projektleiter – zur “Automatischen Übersetzung Russisch-Deutsch” und zur “Automatischen Lemmatisierung deutscher Wortformen”.
Daneben übernahm er Lehraufträge im Bereich der Sprachwissenschaft zur Deutschen Gegenwartssprache und zur linguistischen Datenverarbeitung. Aus diesen Arbeitsfeldern erwuchs auch die Dissertation “Das Lexikon in der maschinellen Sprachanalyse”, mit der er “summa cum laude” am 9. Februar 1972 an der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlan-des zum Dr. phil. promoviert wurde. Prüfungsfächer waren Deutsche Sprachwissenschaft und Informatik.
Plakat 3 - Professur in RegensburgSchon zwei Jahre nach seiner Promotion, im März 1974, folgten die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor an der jungen Universität Regensburg und die Leitung der Abteilung für Nichtnumerische Datenverarbeitung, wenig später der Aufbau eines Studienteilfaches “Linguistische Informationswissenschaft” im Rahmen der Allgemeinen Sprachwissenschaft am Regensburger Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften (heute ist Regensburg neben Konstanz, Düsseldorf, Darmstadt, Berlin, Hildesheim und Saarbrücken einer der informationswissenschaftlichen Lehr- und Forschungsschwerpunkte an deutschen Hochschulen).
Seit 1977 führte Harald Zimmermann in Regensburg im Bereich der Computerlinguistik und Informationswissenschaft, gefördert durch Drittmittel des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, verschiedene Forschungsprojekte wie JUDO (als Modell einer computergestützten Indexierung von Rechtstexten auf linguistischer Grundlage) und COBIS (ein computergestütztes Büro-Informationssystem) durch (vgl. „Projekte“).
Plakat 4 - Professur in SaarbrückenZum 16. April 1980 folgte er dem Ruf auf den neuen Saarbrücker C 4-Lehrstuhl für Informationswissenschaft, den der bei den Studierenden und Kollegen allseits geschätzte akademische Lehrer und Forscher über ein Vierteljahrhundert bis zum Ende des Sommersemesters 2006 innehaben sollte.
Sein facettenreiches wissenschaftliches Interesse und Oeuvre zur Computerlinguistik, Computerlexikographie, maschinellen Übersetzung, Informationslinguistik und Informationswissenschaft werden in der Festschrift ebenso ausführlich dokumentiert wie seine zahlreichen Forschungsprojekte.
Plakat 5 - FIZ 14 / JURIS
Auch wenn es seinerzeit nicht gelang, das Fachinformationszentrum Geisteswissenschaften (FIZ 14) im Saarland zu etablieren – hier waren die Widerstände in einigen Bundesländern zu groß –, so wurde doch durch die informationswissenschaftliche Schwerpunktsetzung an der Universität des Saarlandes ein Grundstein gelegt für die spätere Überführung des Juristischen Informationssystems (JURIS) von Bonn nach Saarbrücken.
Harald Zimmermann hat zahlreiche Kooperationen initiiert und dabei nicht nur stets für ein engeres Zusammenwirken zwischen Universität und Wirtschaft geworben, sondern dies auch selbst praktiziert. Von 1975 bis 1998 war er (Mit-)Inhaber und wissenschaftlicher Leiter der Softex GmbH, die sich auf software-technische Lösungen zur automatischen Silbentrennung, Rechtschreibkontrolle und grundformbasierten (mono- und multilingualen) Indexierung spe-zialisiert hatte. Die wichtigsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Produkte waren PRIMUS und IDX.
Gleichsam als ‚Nebenprodukt’ entstand hier das Patent für eine Schnellschreibtastatur (COSSMA), deren Prinzip darin besteht, wie bei einem Klavier mehrere Tasten ‚im Akkord’ – d. h. gleichzeitig – zu drücken, wobei die ‚intelligente’ Tastatur die korrekte auszugebende Zeichenfolge ermittelt und an die Textsysteme weitergibt.
Plakat 7 - IAI – Institut der Gesellschaft zur Förderung der angewandten Informationsforschung an der Universität des SaarlandesHarald Zimmermann prägte als Gründungsdirektor und langjähriger Leiter das im Dezember 1984 aus der Taufe gehobene “Institut der Gesellschaft zur Förderung der angewandten Informationsforschung an der Universität des Saarlandes (IAI)”, an dem Forschungsprojekte wie MARIS und STS (Anwendungen von am SFB 100 entwickelten Lösungen auf Datenbanken in der Fachinformation) oder EUROTRA (der deutsche Teil eines multinationalen, EG-geförderten Projekts zu einem Europäischen Übersetzungssystem) angesiedelt waren.
Alleine im Zeitraum von 1985 bis 1994 wurden für diese und andere Projekte des Instituts insgesamt Drittmittel im Umfang von über 22 Millione D-Mark eingeworben.
Plakat 8 - Der Informationswissenschaftler
In besonderer Weise hat der Mit-Begründer der Informationswissenschaft als akademische Disziplin in Deutschland seine verschiedenen Arbeitsfelder nicht nur der scientific community, sondern auch der Wirtschaft und der interessierten Öffentlichkeit bei Vorträgen und Besuchen seines Instituts präsentiert. Er war in verschiedene Sachverständigenkreise des Bundesministeriums für Forschung und Technologie – BMFT – berufen und leitete selbst den Sachverständigenkreis ‚Informationswissenschaft an Hochschulen’, dem Vertreter aus Bund, Ländern und der Wissenschaft angehörten.
Plakat 9 - Projekte
• JUDO (1977-82): Juristische Dokumentanalyse. BMFT-Projekt der Universitäten Regensburg und Saarbrücken
• COBIS (1978-81). Computergestütztes Büroinformationssystem. Regensburg. BMFT-Projekt
• TRANSIT (1982-85): Transfer informationslinguistischer Technologien (Entwicklung des automatischen Indexierungssystems CTX). BMFT-Projekt
• SUSY-DJT (1983-85): Deutsch-Japanische Titelübersetzung. BMFT-Projekt
• MARIS (1985-89): Multilinguale Anwendung von Referenz-Informationssystemen. (Maschinelle Übersetzung deutscher Fachinformations-Datenbanken ins Englische). BMFT-Projekt
• STS (1989-90): Saarbrücker Translationsservice (Spin-off des Projekts MARIS). BMFT-Förderung
• MT-PAT (1989): Maschinelle Übersetzung von Patenten. (in Kooperation mit dem Deutschen Patentamt und dem FIZ Karlsruhe). BMFT-Projekt
• WITEC (1990-91): Hypertext als Modellinstrument für den Wissens- und Technologietransfer (in Kooperation mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik). BMBW-Projekt
• IFP (1989-91): Informationspraktikanten (Transfer informationstechnischen Know-Hows in saarländische Betriebe). Förderung durch Bund und Land
• WINGS (1992-94): Wissensvermittlung und Informationstechnologien in den Geistes- und Sozialwissenschaften ( in Kooperation mit der Universität Potsdam und anderen Fachrichtungen der Phil. Fak. der Universität des Saarlandes). BMBW-Projekt
• MAIN (seit 1995 fortlaufend): Multimediale Anwendungen für das INternet. Fördermittel der Universität und Eigenmittel
• IFP2 (1996-99): Informationspraktikanten II (Förderung informationstechnischen Know-Hows an saarländischen Schulen). Förderung durch das saarländische Kultusminsterium.
• MILOS (1994-97): Automatische Indexierung von Bibliotheksdaten (Kooperation mit der UB Düsseldorf). DFG-Projekt.
• CANAL / LS (1995-96): Catalogue with Multilingual Natural Language Access / Linguistic Server (Kooperationsprojekt). Förderung durch das LIBRARIES-Programm der EU
• KASCADE (1997-98 ): KAtalogerweiterung durch SCanning und Automatische Dokument-Erschließung (Kooperation mit UB Düsseldorf). DFG-Projekt
• ViLI (1998ff.)
• MALL (2000): Multimediagestütztes Lehren im Hochschulbereich - Möglichkeiten in der Lehrerausbildung (Kooperation mit der Erziehungswissenschaft und der Informatik). BMBF-Projekt
• ELSA (2000-01): Elektronisches Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass (Entwicklung des Prototyps eines Online-Archivsystems, Kooperation mit dem Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass). Förderung durch das saarländische Wirtschaftsministerium
In besonderer Weise hat Harald Zimmermann auch umfangreiche Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung übernommen. So fungiert er unter anderem seit Juni 1993 als stellvertretender Leiter des Medienzentrums der Philosophischen Fakultät(en), leitete zwischen 1985 und 1987 sowie zwischen 1996 und 1998 als Prodekan den damaligen Fachbereich “Grundlagen- und Geschichtswissenschaften” und agierte seit 2000 als erster Studiendekan der Philosophischen Fakultät III Empirische Humanwissenschaften.
In den gerade seit Mitte der 90er-Jahre um die Universität geführten Struktur- und Spardiskussionen bezog er beispielsweise 1996 mit einem in der “Saarbrücker Zeitung” veröffentlichten Artikel “Eine Uni braucht das Land, auch noch für die Enkel” Position, kritisierte die insbesondere auf den Geisteswissenschaften lastenden Spar- und Legitimationszwänge, warb für eine stärkere universitäre Kooperation mit den rheinland-pfälzischen Nachbaruniversitäten, betonte aber auch die Verpflichtung des Saarlandes zur Ausbildung der “Landeskinder”.
Plakat 11 - Politisches und soziales EngagementIn linksliberaler Tradition hat er sich auch seit langer Zeit für bürgerschaftliche Belange und das Gemeinwesen auf politischer Ebene engagiert. So ist er nicht nur ein Sprecher der Bergbaubetroffenen um Völklingen und Fürstenhausen, sondern gehört seit Langem der Freien Demokratischen Partei an. 1998 zum bildungspolitischen Experten der Landespartei berufen, warb er unter anderem für den verstärkten Einzug der “Neuen Medien” im Saarland, die in seinen Projekten “Informationspraktikanten”, “Multimedia im Unterricht” oder “Schulen ans Netz” sichtbaren Ausdruck fanden. 1998 kandierte er im zweiten Saarbrücker Wahlkreis 245 bei den Wahlen zum 14. Deutschen Bundestag. Erst jüngst engagierte er sich – wohl auch schon mit Blick auf den (Un-)Ruhestand – in der Interessengemeinschaft Warndt- und Rosseltalbahn für Bürgerinteressen zum Erhalt des Schienenverkehrs in der Region Warndt.
Plakat 12 - Wirkungen von Lehre und ForschungUnterstützt von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat Harald Zimmermann Generationen von Studierenden bis zum ersten Hochschulabschluss (Magister) begleitet und darüber hinaus 24 Absolvent/inn/en zur Promotion geführt. Aus manchen ‚Ehemaligen’, die bei Harald Zimmermann promovierten, sind inzwischen längst Kollegen geworden wie Prof. Dr. Rainer Kuhlen (Konstanz), Prof. Dr. Johann Haller (Saarbrücken), Prof. Dr. Manfred Thiel (Görlitz). Dr. Ilse Harms und Dr. Hans Giessen wurden zur Habilitation geführt, Dr. Jiri Panyr (München) hat eine Honorarprofessur in Informationswissenschaft inne. Frühere Mitarbeiter wie Dr. Wolf Rauch (jetzt Professor in Graz) und Dr. Jürgen Krause ( Professor in Koblenz und Leiter des Informationszentrums Sozialwissenschaften in Bonn), gehören ebenfalls zu diesem Kreis.
Plakat 13 - Laufende Projekte und wissenschaftliche PläneDas bereits in Seminaren begonnene und inzwischen in Publikationen und einer Dissertation vor-gestellte Konzept eines (elektronischen) ‚Scientific Communication Network’ zu Friedrich Nietzsche soll das geplante Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg / Saale flankieren.
In den kommenden Jahren soll der 1961 letztmals publizierte ‚Deutsche Wortschatz’ (der ‚Wehrle-Eggers’) aufbereitet und neu aufgelegt werden.
Und schliesslich will er sich zukünftig noch intensiver einer besonders wichtigen Rolle widmen: Als stolzer Grossvater zweier Enkel...
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